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Wundinfektion

Infektionen sind das Ergebnis einer Wechselbeziehung zwischen einem Wirt, einem möglicherweise krankmachenden Mikroorganismen und der Umgebung. Normalerweise herrscht zwischen der Immunabwehr des Wirtes und seiner mikrobiellen Gemeinschaft ein Gleichgewicht.  Dieses ausgewogene Verhältnis kann im Prinzip auf zwei Arten gestört werden. Einerseits kann, wenn beim Wirt eine, wenn auch nur eine vorübergehende Abwehrschwäche vorliegt, dieser Erreger seine schädliche Wirkung im Organismus bzw. in der Wunde entfalten. Dazu muss dieser jedoch eine Eintrittspforte in den Körper finden. Andererseits kann dies von den eingedrungenen Mikroorganismen selbst abhängen. Zum Beispiel kann eine hohe Anzahl der Erreger die Abwehrkraft des Menschen überwinden oder die krankmachende Wirkung der Keime ist so stark, dass auch eine geringere Zahl von z.B. Bakterien eine Entzündungsreaktion auslösen kann.

An einer Abwehrreaktion des menschlichen Körpers sind viele Zellen beteiligt. Nicht alle werden über das Blut „angeliefert“ auch in der Haut finden sich viele Zellen die an der Abwehrreaktion beteiligt sind und auch Signale aussenden können um eine Immunantwort des Körpers zu verstärken.
Das Vorliegen von Bakterien in einer Wunde kann resultieren in einer:


  • Kontamination – die Bakterien vermehren sich zahlenmäßig nicht und rufen auch keine klinischen Probleme hervor
  • Kolonisation – die Bakterien vermehren sich, aber die Wundgewebe werden nicht geschädigt
  • Infektion – die Bakterien vermehren sich stark, der Heilungsprozess wird unterbrochen und die

Wundgewebe werden geschädigt (lokale Infektion). Die Bakterien können in der nahen Umgebung Probleme (sich ausbreitende Infektion) oder eine systemische Erkrankung (systemische Infektion) hervorrufen.

Der Übergang zwischen einer Kolonisation und einer Wundinfektion ist ein fließender. Wenn die Anzahl der Bakterien in der Wunde ein gewisses Ausmaß überschreitet, kommt der Begriff kritischen Kolonisation zur Anwendung. Trotz hoher Keimbelastung liegen dabei keine Infektionszeichen vor. Eine Abheilung wird ohne spezielle antibakterielle Maßnahmen nicht erreicht werden können.

Mit der Zunahme der der Bakterienlast nehmen auch die Probleme in der in der Wundheilung zu. Die  beiden ersten „Stadien“ bedürfen noch keiner Intervention, müssen jedoch auf eventuelle Veränderungen beobachtet werden. Hingegen müssen ab Vorliegen  lokal begrenzter Infektionszeichen, Maßnahmen gegen diese gesetzt werden, da Auswirkungen auf die Wundheilung mit Sicherheit zu erwarten sind.

Wunddesinfektion


Wie erkenne ich eine Entzündung meiner Wunde

Diese lokale Antwort ist an der Haut deutlich sichtbar und wird vom Betroffenen auch wahrgenommen. Der römische Arzt Cornelius Celus beschrieb bereits im 1.Jhdt. v. Chr. die bis heute gültigen Kardinalsymptome dieser Entzündungsreaktion. Diese sind die Rötung (Rubor), die Schwellung (Tumor), die lokale Temperaturerhöhung (Wärme = Calor), den Schmerz (Dolor)und die Funktionseinschränkung (functio laesa). Abhängig vom Erreger kann die Entwicklung eines Geruches (Odor) festgestellt werden. Bei fortschreiten einer lokalen Wundinfektion können aber auch systemische Reaktionen wie Fieber, Schüttelfrost und Schwellung der regionären Lymphknoten bishin zur Sepsis („Blutvergiftung“) auftreten. Bei einer infizierten Wunde liegt in den meisten Fällen ein bakterielles Wachstum vor, Erreger können jedoch auch Pilze und Viren sein. Eine Wundheilung ist erst nach Beseitigung der Infektion möglich!


Habe ich ein erhöhtes Infektionsrisiko

Menschen dessen Allgemeinzustand beeinträchtigt ist,  über eine Schwächung der Immunantwort verfügt oder eine verminderte Gewebedurchblutung aufweist, unterliegen einem erhöhten Infektionsrisiko. Faktoren die dies auslösen sind zusätzliche Krankheiten z.B. Diabetes mellitus, Blutarmut, eine Lungen- oder Nierenerkrankung, maligne Erkrankungen oder Medikamente nehmen muss die Immunantwort beeinflussen. Ebenfalls wirksam sind mangelhafte Körperpflege und oder ungesunder Lebenswandel. Ebenso können Einflüsse aus der Wunde selbst, wie z.B. abgestorbenes Gewebe, große Wundfläche oder die Nähe zu einer potentiellen Kontaminationsstelle (Analbereich), das Infektionsrisiko maßgeblich beeinflussen.


Zeichen der Wundinfektion bei chronischen Wunden

Infektionen in akuten oder chirurgischen Wunden bei ansonsten gesunden Patienten sind gewöhnlich offensichtlich. Jedoch kann bei chronischen Wunden und geschwächten Patienten die Diagnose von dem Erkennen subtiler lokaler Zeichen oder unspezifischer Zeichen allgemeiner Art (wie Appetitverlust, Krankheitsgefühl oder Verschlechterung der Blutzuckereinstellung bei Diabetikern) abhängen. Das Ausmaß und die Schwere einer Wundinfektion haben Auswirkungen auf das Management.



Zusätzlich zu den einzelnen Kardinalsymptomen der Entzündung können folgende Symptome vorliegen:

  • Verzögerte Wundheilung
  • Geruchsentwicklung
  • Unerwartete Schmerzen bzw. Empfindlichkeiten
  • Erhöhtes Exsudatvolumen (= Wundflüssigkeit) mit Veränderung der Konsistenz
  • Ödem in der Wundumgebung
  • Verhärtung der umgebenden Haut
  • Verfärbung des Wundgrundes – abhängig vom Erreger
  • Bröckeliges Gewebe im Wundgrund, leicht blutend
  • Taschenbildung im Wundgrund bzw. –rand




Hat jede Wunde die gleichen Infektionszeichen

Nicht bei jeder Wunde sind alle klassischen Infektionszeichen sichtbar.

Besonderheiten bei pAVK:
Abhängig von der Durchblutungssituation können die Rötung oder die lokale Temperaturerhöhung nur schwach ausgeprägt vorhanden sein. Jedoch bleibt die Rötung beim Anheben des Beines bestehen.
Das wichtigste Infektionszeichen bei Betroffenen mit pAVK ist der Schmerz, der in der Regel stark zunimmt und / oder die Schmerzqualität sich verändert. Jedoch kann der Schmerz auch an der zunehmenden Ischämie im Gewebe der Grund sein. Trockene Nekrosen werden plötzlich feucht und werden größer.

Besonderheiten bei Diabetes mellitus:
Auf Grund der Nervenschädigungen (Neuropathie) fehlt in der Regel der Schmerz (Dolor). Zudem bekommen Betroffene kein Fieber als systemisches Infektionszeichen, was an einer veränderten Immunsituation und -reaktion durch die Krankheit liegt.  Dadurch bedingt kommt es häufiger zum Auftreten von eitrigem Exsudat und später lokal auftretenden Schmerz bzw. Druckempfindlichkeit im sonst gefühllosen Fuß. In weiterer Folge wird die Wunde tiefer bis Sehnen und knöcherne Strukturen sichtbar werden.
Wichtige Infektionszeichen neben der Rötung (Rubor) und Überwärmung (Calor) sind stark schwankende Blutzuckerspiegel und ein allgemeines Krankheitsgefühl.


Gibt es unterstützende Untersuchungen um eine Wundinfektion zu diagnostizieren

Eine mikrobiologische Untersuchung der Bakterienlast aus dem Wundgrund ist möglich.

Bevor man sich zu einer Probenentnahme entschließt, muss die Sinnhaftigkeit abgeklärt werden. Es sollten Überlegungen bezüglich der möglichen Konsequenzen aus den Befunden angestellt werden  und auf die Zumutbarkeit für den Betroffenen Bedacht genommen werden.
Die Voraussetzungen jedenfalls sind eine ärztliche Verordnung und ein sicherer und schneller Transport in das nächstgelegene Labor.

Essener Kreisel
Dabei handelt es sich um eine bakteriologische Abstrichentnahme in Spiralform, die es ermöglicht die gesamte Oberfläche der Wunde zu untersuchen. Ein Abstrichtupfer wird hierbei vom äußeren Wundrand beginnend kreisend unter Ausübung von leichtem Druck bis zum Zentrum der Wunde geführt. Da er Proben der gesamten Wundoberfläche aufnimmt, liefert er deutlich repräsentativere Nachweise als bisherige Standards zur Bakterienerkennung.

Anschließend wird die Probe im sterilen Behälter verschlossen und bei Zimmertemperatur möglichst schnell in das nächstgelegene Labor zur Untersuchung gebracht. Diese Untersuchung dauert in etwa eine Woche. Im Befund werden die gefundenen Bakterien aufgelistet und die dagegen wirksamen Antibiotika ausgewiesen. Ob eine Gabe von Antibiotika notwendig ist, entscheidet der behandelnde Arzt.
In ganz seltenen Fällen kann eine Wundbiopsie durchgeführt werden.




Was kann gegen eine erhöhte Infektionsgefahr unternommen werden

Ihr Wundtherapeut bemüht sich täglich durch entsprechende hygienische Maßnahmen das Risiko einer weiteren Einschleppung von Mikroorganismen zu verhindern und gleichzeitig die Bakterienlast in der Wunde durch die Anwendung eines geeigneten Wunddesinfektionsmittels zu reduzieren. Gegebenenfalls wird er oder sie die Wunde bei jedem Verbandwechsel von bestehenden abgestorbenen Zellen reinigen und Beläge entfernen. Je nach Zustand  der Wunde muss ein häufiger Verbandwechsel durchgeführt werden. Ein wichtiger Bestandteil der Therapie ist auch die Auswahl eines geeigneten Verbandes. Manche moderne Verbände verfügen über eine gute antiseptische Wirkung bzw. wirken geruchsabsorbierend.
Des Weiteren sind eine systematische Dokumentation der Wundsituation, des Heilungsverlaufes und eine Fotodokumentation notwendig, um eventuelle Verbesserungen oder Verschlechterungen zu erkennen. So kann auf Veränderungen schneller reagiert werden und das vorhandene Therapieregime angepasst werden.
Wenn durch Bakterien verursachte Probleme lokal auf eine Wunde beschränkt bleiben, sind Antibiotika häufig nicht erforderlich und eine topische Behandlung mit Antiseptika reichen gewöhnlich aus Es ist von essentieller Bedeutung, regelmäßig eine  Neubewertung der Wunde, des Patienten und des Behandlungsplans durchzuführen



Was kann ich selbst gegen ein erhöhtes Infektionsrisiko unternehmen

Wichtig für eine Reduzierung des Infektionsrisikos ist besonders bei Diabetikern die Einstellung des Blutzuckerwertes auf ein möglichst normales Niveau. Das Führen eines tunlichst gesunden Lebenswandels mit Verzicht auf Nikotinkonsum, Reduzierung eines eventuell vorhandenen Übergewichtes soweit dies durchführbar ist, kann das Risiko langfristig senken. Ebenso wichtig ist eine zumeist Erhöhung der Flüssigkeitszufuhr.  Wenn sie unter einer arteriellen Durchblutungsstörung leiden (paVK) führen Sie Ihre Bewegungsübungen durch. Diese können zwar anfangs schmerzhaft sein, führen aber mit der Zeit zu einer Neubildung von Arterien im unterversorgten Gebiet. Auch müssen andere Infektionsherde z.B. Harnwegsinfektionen sofort behandelt werden oder eine Sanierung eines schadhaften Gebisses begonnen werden.



Ist eine Antibiotikatherapie in jedem Falle ratsam


In manchen Teilen der Welt hat die wahllose Anwendung von Antibiotika Entwicklung von Bakterien geführt die gegen Antibiotika immun geworden sind. Die mittlerweile etwas stumpf gewordene Waffe gegen Bakterien muss sorgsam eingesetzt werden um diese Entwicklung zumindest zu verlangsamen. Bei angemessener Anwendung kommt systemischen Antibiotika jedoch in der Tat eine wichtige und potentiell lebensrettende oder bewahrende Rolle in der Behandlung von Wundinfektionen am z.B. Bein zu.
Antibiotika sollten erst bei sich ausbreitende oder systemische Wundinfektionen eingesetzt werden. Eine wichtige Voraussetzung ist jedoch das Wissen um welche Bakterien es sich handelt und welches Arzneimittel dagegen am wirksamsten ist.
Es kann die Anwendung einer Kombination von Antibiotika erforderlich sein. Intravenöse Antibiotika
bleiben in der Regel auf schwere oder lebensbedrohliche Infektionen beschränkt und können nur im Rahmen eines Krankenhausaufenthaltes verabreicht werden.

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